Von 1997 bis 2000 führte infans e. V. (= Institut für angewandte Sozialisationsforschung) das Modellprojekt „Zum Bildungsauftrag von Kindertagesstätten“ durch (Andres & Laewen, 2002a). Ziel war es in der zunehmenden Diskussion um eine Reform des Bildungssystems Abhilfe zu schaffen und Vorschläge für ein neues Verständnis von Bildungsprozessen in der frühen Kindheit zu liefern sowie Konkretisierungen des Bildungsauftrages zu formulieren (Andres & Laewen, 2002b). Im Rahmen der Projektarbeit erfolgte eine neue Definition der Begriffe Bildung und Erziehung. Diese wurden zueinander in Beziehung gesetzt und die erziehungswissenschaftliche Bildungsdiskussion mit den Forschungsergebnissen zur frühkindlichen Entwicklung verbunden. Die Ergebnisse des Modellprojekts stellen somit eine ausgearbeitete Basis für ein erneuertes frühpädagogisches Verständnis dar (Andres & Laewen, 2016). Ausgehend von diesen Ergebnissen wurde dann das infans-Konzept der Frühpädagogik entwickelt.
Entsprechend den Ergebnissen des Modellprojekts liegt dem Grundverständnis von Bildung und Erziehung die Annahme zugrunde, dass sich Kinder von Geburt an aktiv mit ihrer Umgebung auseinandersetzen und sich ein Bild von sich selbst, von Anderen sowie Dingen, Ereignissen und Erscheinungen in der Welt machen, wobei sie in eigener Aktivität stets ihren individuellen Bildungsbewegungen folgen (Andres & Laewen, 2002a). Bildung wird demnach als ‚Selbstbildung‘ verstanden, d.h. eine Tätigkeit, die Kinder verrichten, um das, was um sie herum geschieht, aufnehmen und in ihr inneres Bild ihrer Wirklichkeit verarbeiten zu können. Dabei hängt der Umfang, in welchem Kinder diese selbstbildenden Kräfte entfalten können von den Möglichkeiten bzw. Einschränkungen ab, die sie von ihrer Umwelt erhalten (ebd.). Bildung wird demzufolge als Aktivität des Kindes und Erziehung als die konkrete Tätigkeit von Erwachsenen als Antwort auf die Bildungsbewegungen der Kinder verstanden. Diese können Bildung zwar an das Kind herantragen, was das Kind davon aufnimmt, entscheidet jedoch jedes Kindes für sich selbst (Andres & Laewen, 2002b).
Das infans-Konzept stellt ein grundlegendes Handlungsmodell für die frühpädagogische Arbeit zur Verfügung (Andres & Laewen, 2011). Das Konzept zur Umsetzung des Bildungsauftrags in Kindertageseinrichtungen ermöglicht nachhaltiges Lernen der Kinder, indem es an die Themen und Interessen der Kinder anknüpft und deren Bildungsprozesse – orientiert an definierten Erziehungszielen – auf höchstmöglichem Niveau herausfordert (ebd.). Daher ist die infans-Pädagogik „von Grund auf kooperativ angelegt und räumt der Beziehungsebene eine hohe Bedeutung im fachlichen Handeln ein“ (ebd.). Fachkräfte haben die Pflicht, den Kindern als „sichere Basis“ zur Verfügung zu stehen.
Die 5 Module stehen in einem zirkulären Zusammenhang. In der Praxis erfolgt eine Behandlung der Module nie abschließend – es handelt sich eher um einen fortlaufenden spiralförmigen Prozess (ebd.).
Im Modul 1 Erziehungs- und Handlungsziele formulieren und reflektieren steht das Entwerfen von Erziehungszielen, derer Reflexion im Team, die Einbeziehung der Eltern in den Prozess und die Vorgehensweise dabei im Fokus (ebd.).
Modul 2 Kindverhalten beobachten und fachlich reflektieren beinhaltet die verschiedenen Beobachtungsformen und -instrumente, mit denen die Interessen und Themen der Kinder ergründet werden. Auch wird die Vorgehensweise bei der kollegialen Auswertung und dessen Dokumentation beschrieben (ebd.).
Im Modul 3 Themen zumuten und Themen beantworten werden die Begriffe und Bedeutung der kindlichen Interessen und Themen aufgegriffen, sowie die Konstruktion Individueller Curricula, in welchen die Interessen und Themen der Kinder mit den Erziehungszielen des Teams verbunden werden, beschrieben (ebd.).
Im Modul 4 Bildungs- und Erziehungsprozesse dokumentieren steht die Bedeutung und Struktur der Portfolios im Mittelpunkt sowie die Bedeutung einer transparenten pädagogischen Arbeit gegenüber den Eltern, der regionalen Öffentlichkeit und dem Träger (ebd.).
Der organisatorische Rahmen wird im Modul 5 Bedingungen des Gelingens und die Vernetzung nach außen beschrieben. Diesen benötigt das infans-Konzept der Frühpädagogik, um aus einer Einrichtung eine ‚lernende Organisation‘ werden zu lassen (ebd.). Das Konzept ist ein Teamkonzept und sieht das Team als zentralen Ort von Weiterentwicklung und die Arbeitsatmosphäre als Ausgangspunkt für fachliche Qualität.
… sollte sie sich von einem*r zertifizierten Multiplikator*in beraten und begleiten lassen. Auf der Homepage www.infans.de steht eine Liste von Multiplikator*innen zur Verfügung. Die dort aufgelisteten Menschen verfügen über das aktuellste Wissen bezüglich der bestehenden Modifikationen des Konzepts.
Andres, B., & Laewen, H.-J. (Hrsg.) (2002a): Forscher, Künstler, Konstrukteure. Werkstattbuch zum Bildungsauftrag von Kindertageseinrichtungen. Weinheim, Berlin, Basel: Belz Verlag.
Andres, B., & Laewen, H.-J. (Hrsg.) (2002b): Bildung und Erziehung in der frühen Kindheit. Bausteine zum Bildungsauftrag von Kindertageseinrichtungen. Berlin, Düsseldorf, Mannheim: Cornelsen.
Andres, B., & Laewen, H.-J. (2011): Das infans-Konzept der Frühpädagogik. Bildung und Erziehung in Kindertagesstätten. Weimer, Berlin: verlag das netz.
Internetquellen
Andres, B., & Laewen, H.-J. (2016): Zur Geschichte. www.infans.de. https://infans.de/zurgeschichte/
https://www.nadjapeuckert.de/post/das-infans-konzept-der-fr%C3%BChp%C3%A4dagogik